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Geschichte


Geschichtliches

Harsum ist eines der neun Dörfer, die seit 1974 zum Gemeindeverbund Harsum gehören. Es ist mit ca. 4600 Einwohnern das größte Dorf und konnte aufgrund der verkehrsgünstigen Lage zur A7, zur B494 (Hildesheim-Peine) und zur L467(Hildesheim-Hannover) sowie zum Stichkanal Hildesheim und durch verstärkte Investitionen in der Vergangenheit ein Gewerbegebiet entwickeln, in dem sich einige Industrie- und Gewerbebetriebe niedergelassen haben und in dem weitere Ansiedlungen möglich sind. Darüber hinaus verfügt Harsum über eine intakte und breit aufgestellte Infrastruktur und grundlegende Bildungseinrichtungen. Das südlich gelegene Hildesheim ist  darüber hinaus über die Bahnstrecke Lehrte-Hildesheim und den regionalen Busverkehr zu erreichen.

In der Geschichte wird der Ort erstmals als Hardessem erwähnt. Er gehörte zum Kammer- und Tafelgut des Fürstbischofs von Hildesheim. Bekannt wurden die Harsumer durch die Schlacht bei Dinklar, in der sie an der Seite des Fürstbischofs Johann IV. von Sachsen-Lauenburg gegen Herzog Magnus von Braunschweig und sein Gefolge siegreich waren. Als Dank für den Sieg in dieser Stiftsfehde genossen sie jahrhundertelang das Recht, ihren Pfarrer selbst zu wählen.

Das Wappen des Ortes geht auf den Hildesheimer Domherren Karl Gottfried von Hasenkamp zurück, der sich in Harsum in der Nähe der Kirche ein Haus erbaute und das er samt Garten und Vorhof mit einer Mauer umziehen ließ. An dieser Mauer brachte er sein Wappen, einen silbernen Schild mit drei roten Querbalken an. Kurz vor seinem Tode 1750 errichtete er das Primissariat zu Harsum und stiftete außerdem Haus und Garten dazu.

Harsumer Kulturpfad

Seit 2009 entwickelt der Heimat- und Kulturverein Schritt für Schritt einen kulturellen Wegweiser, mit dessen Hilfe den Einwohnern und interessierten Besuchern Harsums Einblicke in die Geschichte des Dorfes ermöglicht werden. Inzwischen sind an einigen historisch bedeutenden Punkten Harsums überdachte Tafeln und Schilder aufgebaut worden, wie zum Beispiel an den früheren Dorfeingängen Schmiedetor im Norden, dem Kuhhirtentor in Richtung Klein Förste und dem Hexentor gleich neben dem früheren sächsischen Herrenhof und späteren bischöflichen Gut.

Weitere Tafeln findet man am Thieplatz, dem wohl bekanntesten und größten Thieplatz in der näheren und weiteren Umgebung, vor der Grünanlage auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik, am Bahnhof sowie in den Eingangsbereichen der katholischen und evangelischen Kirche und an der Domäne gegenüber dem Kindergarten. Außerdem sind auch die Marien-Waldkapelle und die Werler Madonna an der Konrad-Adenauer-Str./Morgenstern sowie 2018 die Fronleichnamsstation „Spinnekreuz“ an der Förster Straße mit Geschichtstafeln ausgestattet worden. Zu dieser letzten Stelle ist in Harsum eine Geschichte überliefert, die man hier lesen kann.

Bis zur 1000-Jahrfeier im Jahr 2022 sollen weitere Tafeln und Schilder folgen.



Historische Baulichkeiten

Pfarrkirche St. Cäcilia

Zu finden: Kirchplatz 1

Die Harsumer St.-Cäcilien-Kirche mit ihrem hohen Westturm ist im Flachland der Hildesheimer Börde weithin sichtbar und wird daher im Volksmund auch Harsumer Dom genannt. Dem Bauwerk der heutigen St.-Cäcilien-Kirche gingen vermutlich drei Bauwerke voraus, wobei über die erste Harsumer Kirche nichts bekannt ist.

Der zweite Kirchenbau ist auf das Jahr 1461 zu datieren, wie ein Turmstein mit dieser Jahreszahl beweist, der beim Bau der heutigen Kirche gefunden wurde. Die mittelalterliche Kirche wurde nach ihrer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wieder aufgebaut und gegen den Willen der Gemeinde im Jahre 1732 durch ein neues und größeres Gotteshaus ersetzt.

Dieses dritte Bauwerk brannte in der Nacht des 21. November 1883 am Vortage des Patronatsfestes der Heiligen Cäcilia innerhalb von zwei Stunden bis auf die Grundmauern nieder. Lediglich der Turm blieb erhalten.

Auf Drängen und Initiative von Kirchenvorstand und Gemeinde begann man in Harsum schon im August 1884 mit dem Bau einer neuen Kirche, obwohl eine Baugenehmigung wegen der unsicheren Finanzierung des Bauvorhabens bis dahin noch nicht erteilt war. Diese erhielt man erst im März 1885. Schon eineinhalb Jahre später wurde die Kirche geweiht. Entstanden war eine dreischiffige neuromanische Basilika mit Querhaus und Westturm, deren Gesamtbaukosten in Höhe von über 230 000 Mark die Harsumer ohne fremde Hilfe aufbrachten. Nach den Plänen und unter der Aufsicht des Architekten Christoph Hehl waren zahlreiche Handwerksbetriebe aus Harsum und Umgebung am Bau und der Innenausstattung der St.-Cäcilien-Kirche beteiligt.

Die zunächst schlichten Innenwände des Kirchenraumes wurden auf Betreiben des damals verantwortlichen Pfarres Franz Mellin und nach Genehmigung von bischöflicher Behörde ab 1896 nach den Plänen des Kirchenmalers Valentin Volk aus Mainz ausgemalt. Neben einer reichen ornamentalen Ausmalung erhielt die Kirche ein ikonographisches Programm, das aus vier großen und drei kleinen Bilderzyklen besteht. In allen sieben Zyklen kommt der Figur des Christus in unterschiedlicher Weise eine zentrale Rolle zu. Dargestellt sind Chistus als Lamm Gottes, Maria als Mutter Christi, die Heilige Cäcilia als Nachfolgerin und Petrus als Apostel und Verkünder, ferner Heilige, Propheten und Kirchenväter, die ihn ankündigten, verkündeten oder sich zu ihm bekannten.

Neben der außergewöhnlichen farblichen Gestaltung des Kirchenraumes sind ein gold-silberner figurenreicher Hochaltar aus Holz, die Kanzel mit Schnitzwerk und ein Radleuchter über dem Zelebrationsaltar erwähnenswert, die alle ebenfalls aus der Werkstatt von Valentin Volk stammen.

Erwähnenswert ist außerdem die Orgel in St. Cäcilia aus dem Jahre 1886. Sie gehört zu den bedeutendsten Orgeln aus der Werkstatt des Hildesheimer Orgelbauers August Schaper. Mehr Details zu Orgel kann man hier erfahren. (Word-Datei im Anhang) Darüber hinaus kann man sich unter https://hochempor-niedersachsen.de/klangkarte/ einen Eindruck vom Klang der Harsumer Orgel verschaffen.

Vier Glocken aus den Jahren 1509, 1670 und 1701 sorgen für ein schönes und ausgewogenes Geläut vom Harsumer Kirchturm. Sie gehören daher auch zu den Glocken, deren Geläut NDR Kultur in seiner Reihe Unsere Glocken im Norden gewürdigt hat und das jederzeit hier nachzuhören ist.

Über die Höhe des schon von weither sichtbaren Glockenturms besteht seit jeher Uneinigkeit mit der Nachbar-Kirchengemeinde Borsums, die ebenfalls den höchsten Kirchturm der Gegend für sich beansprucht. Eindeutig geklärt wurde diese Frage bis heute allerdings nicht.

Primissariat

Zu finden: Konrad-Adenauer-Straße/Mahnhof, das Grundstück schließt direkt an den Kirchhof an.

Als Primissariat bezeichnete man die Stelle eines zweiten Geistlichen in einem Ort (Kaplanstelle). In Harsum wurde der erste Primissar am 16. August 1750 in sein Amt eingewiesen, seine Stelle war von Carl Gottfried Hasenkamp, einem Hildesheimer Domherren kurz vor dessen Tod gestiftet worden.

Zu den Aufgaben des Primissars (lat. primus - der Erste) gehörte das Lesen der ersten heiligen Messe an allen Sonn- und Feiertagen, außerdem verpflichtete er sich, zwei weitere Messen während der Woche zu Ehren Marias und für die Familie Hasenkamp zu feiern. Ebenfalls zur Stiftung gehörte Hasenkamps Wohnhaus mit Garten, dass er im Jahre 1738 erbaut hatte und dem Primissar zur Verfügung stand. Es ist das älteste heute noch erhaltene Wohnhaus Harsums. Der Garten wird heute auch vom Kindergarten der Kirchengemeinde genutzt.

Gemeindeverwaltung

Zu finden: Oststraße 27

Die Verwaltung der Gemeinde Harsum befindet sich im ehemaligen Wohn- und Geschäftshaus der Fleischerfamilie Wedig. Diese hatte ihr Fachwerkhaus in der Mitte des 19. Jahrhundert erbaut.

Ehem. Hotel Germania (Peppers-Haus)

Zu finden: Kaiserstr. 13

Einst gab es in der Harsumer Kaiserstraße 13 ein Hotel mit dem Namen "Germania". In diesem Gebäude werden jedoch schon seit Jahrzehnten keine Übernachtungsgäste mehr empfangen, aber die farbenprächtige Gemania-Figur, die Symbolfigur des deutschen Kaiserreiches, unter dem Giebeldach des Hauses erinnert noch an die erfolgreichen Zeiten des Hotels, das Anfang im 19. Jh. "das erste Haus am Platze" war.

Nach der Schließung des Hotels hat das Gebäude eine wechselvolle Geschichte hinter sich gebracht. Zwischenzeitlich stand es immer wieder leer, dann befand sich in seinen Räumen die beliebte Harsumer Kultdisco "Peppers", die 1996 aufgegeben wurde und dem Gebäude  den Namen "Peppers-Haus" einbrachte. Später wurde im Erdgeschoss ein Döner-Lokal betrieben, das in Harsum unter dem Namen "Türkische Botschaft" bekannt war. Ausgelöst durch einen Brand ging 2013 die Zeit dieser Gastronomie ebenfalls zuende und das Gebäude blieb wieder ungenutzt, bis sich schließlich ein Käufer fand, der es 2020 von Grund auf renovierte. Nun erstrahlt das Haus mit  den wechselnden Namen in altem Glanz. In den oberen Geschossen sind Wohnungen, im Erdgeschoss Büroräume entstanden.

Marienwaldkapelle

Zu finden: am Endes des Haseder Wegs, am Waldrand gegenüber dem Friedhofs

Die Verkündigung des Dogmas Von der unbefleckten Empfängnis Mariens im Jahre 1854 veranlasste den damaligen Ortspfarrer Anton Paasch, über der Marienstatue eine Kapelle errichten zu lassen. So bekam das vielbesuchte Standbild im Jahr 1857 ein würdiges Dach. Diese Kapelle ist das einzige Denkmal im Bistum Hildesheim, dass der Unbefleckten Empfängnis gewidmet ist.

Die gesamten Kosten des Bauwerks in Höhe von etwa 1.300 Reichstalern wurden von den Harsumer Gläubigen aufgebracht. Während des ersten Weltkrieges beteten Harsumer Frauen für ihre Väter, Männer, Söhne und Verlobten vor der Kapelle. Nach Kriegsende 1919 ließen sie an der Frontseite ein Mosaik mit dem Text REGINA PACIS ORA PRO NOBIS (Königin des Friedens bitte für uns) anbringen. Der Innenraum wurde als Gedächtnis für die 51 Gefallen gestaltet. Der zweite Weltkrieg ließ den Brauch wieder aufleben. Zum Ärger und gegen den Widerstand der Machthaber wurden wieder Kerzen entzündet und täglich vor der Kapelle gebetet.

Während der Sommermonate finden auch heute noch regelmäßig Gottesdienste in der Kapelle statt.




Spuren von historischen Produktionsstätten

Harsum hat eine beachtliche Molkerei- und Käsereitradition. Diese Tradition konnte leider nicht bis in die heutigen Tage aufrecht erhalten werden.

Die Käsefabrikation

In der Mitte des vorigen Jahrhunderts betrieben einige Harsumer - Cord Krage, Johannes Sarstedt, Joseph Pagel, Johannes Fiene - neben dem Flachshandel auch einen Handel mit Butter und Käse.

Da die von den einzelnen Dörfern und Höfen angekauften Käse in Qualität und Quantität sehr verschieden waren, ging man dazu über, den Quark aufzukaufen und einen einheitlichen Käse zu backen, der besonders in Hannover und Hildesheim willige Abnehmer fand. Fiene war auch der erste, der mit Harsumer Käse nach größeren Städten reiste. Da dieser Käse allmählich sehr gesucht wurde, betrieben auch Dienstboten, Knechte und Mägde als Nebenbeschäftigung die Herstellung von Harsumer Käse.

Bislang wurde der Käse noch mit der Hand gebacken; durch Zusatz von Natron wurde die Gärung gefördert, so dass der in der einen Woche hergestellte Käse bereits in der folgenden Woche verkaufsfähig war. Bei der großen Nachfrage nach Harsumer Käse ging man dazu über, die Käsefabrikation mit Maschinen zu betreiben, die anfangs durch Göpel, später durch elektrischen Antrieb in Bewegung gesetzt wurden. 1895 kam die erste Formmaschine Feiser-Gera ins Dorf. Diese Maschine warf zuerst 2 Käse, später 4. Jetzt können in einem Tage Tausende von Käse fabriziert werden, die in Kisten zu 3-1/2 Pfund verpackt werden. Der Name Harsumer Harzkäse erscheint dadurch in Gebrauch gekommen zu sein, dass man die Bezeichnung Harsum i.H., das heißt Harsum in Hannover als Harsum im Harz las. Vor dem Kriege ging der Harsumer Käse sogar ins Ausland: Amerika, Schweiz und Belgien.

Danach musste der ausländische Markt erst wieder erobert werden.

Während des Krieges war der Harsumer Käse so gesucht, dass sich Fremde aus Rheinland, Westfalen und Berlin tagelang in Harsum aufhielten und den Käse zu jedem Preis aufkauften.

Es wurden vor dem 1. Weltkrieg in Harsum 43 Käsebäcker gezählt. Durch die Inflation in den Jahren 1923/24 mussten mehrere Käsereien ihren Betrieb einstellen.

Nach dem Einwohnerverzeichnis des Landkreises Hildesheim von 1925 gaben noch 30 Harsumer Bürger als Beruf Käsebäcker an.

 

Die Molkerei

Im April 1887 gründeten 32 Landwirte in Harsum mit 84 Anteilen à 80 Mark eine Molkerei-Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht.

Zu Vorstandsmitgliedern wurden gewählt:

  • Heinrich Machtens, gest. 1919 (dafür wieder ein H. Machtens)
  • Franz Steinmann
  • Theodor Bormann
  • Johannes Bormann
  • Johannes Grove
  • Johannes Becker

Der Vorstand hatte zunächst die Aufgabe, ein geeignetes Grundstück ausfindig zu machen und ein Molkereigebäude zu bauen. Es wurde das dem Köther Johannes Grove gehörige Grundstück neben Johannes Bormann Erben, Krone und Kemna an der Breiten Straße gelegen, gekauft. Noch im Spätherbst 1887 wurde die Molkerei eröffnet. Im Jahre 1906 wurder der 20 QR. große Kemnasche Garten neben der Molkerei zugekauft.

Am 15.3.1890 wurde gemäß dem neuen Reichsgesetz über Genossenschaftswesen außer dem Vorstand ein Aufsichtsrat gewählt, dessen Vorsitzender Theodor Algermissen wurde. 1904 wurde aus der Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung eine solche mit beschränkter Haftpflicht (GmbH). Die Haftsumme der einzelnen Genossenschaftler betrug 200 Mark. Die infolge der Inflation entwerteten Geschäftsanteile wurden 1924 auf 15 Mark aufgewertet und als eingezahlt erklärt. Die Generalversammlung am 18.2.1926 ließ den Geschäftsanteil von 15 Mark bestehen, setzte jedoch ein Eintrittsgeld von 25 Mark fest. Die Haftsumme betrug seit 1924 20 Mark pro Anteil.

Die Milch- und Butterpreise waren großen Schwankungen unterworfen und wurden monatlich festgesetzt. Werfen Sie doch mal einen Blick auf die Preisentwicklung für Milch und Butter.

Die Preise erreichten in der Inflationszeit schwindelnde Höhen, bis nach stetem Auf- und Abschwanken der Milchpreis auf 17 Pfennige sank, der Butterpreis auf 1,80 Mark.